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Evi F.Fischer Zu den Bildern (Shaped Colours) 2019 – 20
Im Kern bin ich Maler. Ich liebe die intensive Farbigkeit, die sich mit gutem Farbmaterial in einem Bild erzeugen läßt. Ich liebe auch die unbegrenzte Vielfalt des Farbauftrags, der den Farben im Bild an jeder Stelle eine je besondere Dynamik und Aussagekraft verleiht ohne irgendwelcher Worte zu bedürfen. Ich liebe auch den sich untereinander steigernden Zusammenklang der Farben und der vage oder präzise definierten farbigen Flächen. Ich liebe auch die zarten oder auch kraftvollen, geheimnisvollen Botschaften, die sich mir im Zusammenspiel der Farben und Fakturen mitteilen. Ich liebe die Anmutungen und die Deutungen, die sich mir beim Betrachten meiner Bilder nahelegen und ich liebe die Energie, die Lebendigkeit und die Lebensfreude, die ich beim Anblick der gemalten Bilder erfahre.
Diese Feststellungen werfen für mich natürlich auch – allerdings mehr nebenbei – die Frage auf: ob ich nicht auch rein abstrakt malen könnte. Doch es ist eben einfach so, daß ich bei meiner Malerei immer schon die gegenständliche Realität miteinbezogen habe. Mit dem Zusammenkommen von Malerei und Gegenständlichkeit entsteht, wie ich es empfinde, eine positiv-spannungsvolle Polarität, welche die Wirkung von beidem steigert. Die Malerei, bzw. die intensiv erlebte Farbe läßt die Realität, die Dinge, in einem anderen Licht erscheinen: verklärend, erhebend, dramatisch – wie auch immer. Sie taucht die Dinge in das Licht einer Botschaft, deren Spektrum von Kommentar über Verkündung bis zur Offenbarung reicht. Die Dinge im Bild wiederum – weisen der Farbe ihren Platz als bedeutsames, wirkungsmächtiges Element der erlebten Wirklichkeit zu.
Bei meinen neuen Bilderserien, d.h. seit den Aluminium-Bildern, interessiert mich die Veränderung des Bildträgers, des konventionellen rechteckigen Formats. Bei den im Format gleichbleibenden, vertikal gestreckten Alu-Bildern hatte ich ja die Fläche selbst verformt, gebogen, geschwungen. Bei den seitherigen Bildern habe ich die Form des Bildrandes aus dem Motiv heraus verändert, im Sinne dessen, was man seit den 60er Jahren als shaped canvas (geformte Leinwand) bezeichnet. Allerdings ist der Bildträger – wie überhaupt schon seit langem – nicht mehr eine auf Rahmen gespannte Leinwand, sondern eine Forexplatte, aus welcher das zunächst am Computer erstellte Bild herausgefräst wird. Statt ´shaped canvas nenne ich diesen Bildertyp deshalb auch ´shaped colours`- auch deshalb, weil die Farbe hier für mich vielleicht doch das wesentlichste Bildelement ist.
Mit am Computer erzeugten Bildern zu arbeiten, ist für mich immer noch eine neue und auch herausfordernde technische Möglichkeit der Bildfindung, dabei zugleich eine Erfahrung, die ich sehr schätze, weil hierüber überraschend neuartige Bilder entstehen können, die sich mit traditionellen Verfahren garnicht erreichen lassen – und diese neuen gestalterischen Optionen gelten ja sowohl für die Bildinhalte wie auch für die Erstellung der Bildform, was mich ja zur Zeit besonders interessiert. Das am Computer gestaltete, danach digital auf Forex gedruckte und ausgefräste Bild stellt dann für mich zuletzt wiederum eine malerische Herausforderung dar. Von Bild zu Bild stellt sich dann für mich die Frage, ob ich und wie ich die farbliche Strahlkraft, die Sinnlichkeit und damit auch die Aussagekraft des Bildes durch malerische Interventionen noch steigern kann. Die extreme Leuchtkraft, welche die Farbe als farbiges Licht auf dem Computermonitor besitzt, läßt sich ja mit den Druckfarben nicht herstellen. Eine gewisse Steigerung der Leuchtkraft und überhaupt eine Intensivierung der Farbwirkung durch Malerei ist allerdings möglich und die strebe ich an. Außerdem bin ich mit der Malerei natürlich in der Lage die Bildinhaltlichkeit, das Bildgeschehen nochmal nach Belieben zu verändern. Ich schaffe also in meinen letzten Arbeiten schon am Computer sehr farbintensive Bilder, welche anschließend durch den malerischen Eingriff farblich und häufig auch über den Aspekt der Farbe hinausgehend, gesteigert werden.
Es handelt sich also bei den neueren Bildern um ein Pendeln oder Schwingen zwischen Abstraktion (speziell geometrischen Formbildungen), Malerei und realistischen Bildzitaten. Schwingende Energie, Sprung in den Raum, Sprengung des Formats, Entstehen einer neuen Ordnung – sind hier die leitenden Ideen. Einander durchdringende geometrische Flächen und Volumen, teils verzerrt oder in Schwingung versetzt, bilden den Ausgangspunkt und zuletzt auch die Struktur und den Rahmen des Bildes. Farb- Form- und motivische Durchdingung stehen für die Durchdringung, die ich in Hinblick auf Natur, Welt und mich selbst wahrnehme.
Daneben arbeite ich auch weiterhin auf konventionell rechteckigem Bildformat. Dazu habe ich einfach immer wieder die Neigung; es gibt mir Ruhe im Experimentieren und hat natürlich einfach auch seine ganz eigene Qualität.